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ALLEGEMEINE ZEITUNG Mainz
„Das hinterlässt eine große Enttäuschung“
15.10.2012 - MAINZ
Von Kirsten Strasser
SYNAGOGE Hauswirtschaftsmeisterinnen warten seit zwei Jahren auf Besichtigungstermin / Jüdische Gemeinde: „Keine Touristenstelle“
Das Interesse der Mainzer an der neuen Synagoge ist nach wie vor groß - doch nicht jeder, der will, kommt auch hinein. Seit zwei Jahren bemühe sie sich um einen Besichtigungstermin in der neuen Synagoge, sagt die Vorsitzende des Verbands der Hauswirtschaftsmeisterinnen, Mechthild Schürmann: „Aber bislang vergebens.“
Mit rund 15 Hauswirtschaftsmeisterinnen will Mechthild Schürmann die Synagoge, die im September 2010 eröffnet wurde, besuchen. „Ich habe immer wieder bei der Jüdischen Gemeinde angefragt, ungezählte Mails geschrieben“, berichtet sie. Dafür, dass wegen des großen Interesses nicht jeder Besichtigungswunsch umgehend erfüllt werden könne, habe sie durchaus Verständnis, betont Schürmann. „Aber dass ich oft keine Antwort bekam, finde ich schade.“
Die Hauswirtschaftsmeisterin blieb am Ball, und mit einem Bibelzitat („In unserer Religion heißt es: bittet und ihr werdet empfangen, klopfet an und es wird euch aufgetan“) schien sie endlich Erfolg zu haben. Im April dieses Jahres, erzählt Mechthild Schürmann, wurde ihr endlich ein Termin genannt, für den September. Die Hauswirtschaftsmeisterinnen dürften sich einer Gruppe von Hotelfachschülern anschließen, hieß es, auch ein koscheres Buffet sei geplant, weitere Details sollten folgen.
Doch die kamen nie. Die anfängliche Freude über den Termin wich Ernüchterung. „Ich habe wieder zig Mails geschrieben, bat darum, man möge mir doch bitte mitteilen, ob wir uns an dem Buffet beteiligen oder einen Kostenbeitrag leisten sollen. Dann fragte ich, ob der Termin überhaupt noch stehe. Ich bekam nie eine Antwort.“
Mechthild Schürmann glaubt nicht, dass dies ein Einzelfall ist - sie habe schon von ähnlichen Fällen gehört. Und bereits vor über einem Jahr berichtete die Vorsitzende der Niersteiner Kolpingsfamilie, wie ihre Bemühungen scheiterten: „Telefonate, E-Mails, die nicht einmal beantwortet wurden, und eine persönliche Vorsprache in der Synagoge haben, trotz vager Zusage, zu keinem Erfolg geführt… aber eine große Enttäuschung hinterlassen.“
Auf Nachfrage der AZ bei der jüdischen Gemeinde reagiert die Vorsitzende Stella Schindler-Siegreich ungehalten. Führungen durch die Synagoge seien „eine Gefälligkeit, die wir machen. Andere wissen das zu schätzen.“ Außerdem sei die jüdische Gemeinde „keine Touristenstelle“. Zudem sei den Hauswirtschaftsmeisterinnen ein Terminvorschlag unterbreitet worden, der diesen „dann nicht gepasst“ habe.
Dies weist Mechthild Schürmann zurück. „Ich dachte, die Synagoge will offen sein, auch ein Ort für Begegnung. Offenbar ist das nicht so.“
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